Ernährung während einer Krebserkrankung

Die Ernährung und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln spielen im Rahmen einer Krebserkrankung eine wichtige Rolle. Was dürfen Krebspatienten nicht essen, wenn eine Chemotherapie durchgeführt wird? Welche Vitamine und Mineralstoffe sollten wann und in welchem Maße eingenommen werden, um Lebensqualität und Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen? Nachfolgend wollen wir Patienten und Angehörigen erste Antworten zum Thema Ernährung bei Krebs geben, um einen qualifizierten und einfachen Einstieg in diesen umfangreichen Themenkomplex zu gewährleisten.

Wie kann Ernährung den Krankheitsverlauf beeinflussen?

Im Vorfeld oder während einer Krebserkrankung kommt es in vielen Fällen zu einer Gewichtsabnahme. Krebs kann Einfluss auf den Stoffwechsel haben, weil hierdurch Stoffe produziert werden, die zusätzliche Energie verbrauchen. Der erhöhte Energieumsatz muss mit ausreichend Kalorien und Nährstoffen kompensiert werden. Häufig wird der Verlust an Körpergewicht auch von einem Abbau der Muskulatur begleitet. Der zusätzliche Abbau von Muskulatur führt zu Müdigkeit und Schwäche und schränkt den Patienten deutlich in seiner Lebensqualität ein. Hierdurch werden dann auch die entsprechenden Therapiemaßnahmen schlechter verkraftet. Daher ist eine Kompensation des höheren Energieverbrauchs wichtig, um notwendige Therapiemaßnahmen erfolgreich durchführen zu können.

Im Therapieverlauf kann es zu vielfältigen Begleiteffekten im Magen/ Darmtrakt kommen, wie Verstopfung, Durchfälle, Übelkeit und Appetitlosigkeit, die den Ernährungsstatus zusätzlich verschlechtern. Durch eine begleitende Ernährungsberatung können diese Symptome gemildert und damit auch der Therapieverlauf stabilisiert werden.

Es ist durchaus möglich, dass unter Therapie gewisse Nahrungsmittel schlechter vertragen werden und auch eine gesunde Ernährung mit Milchprodukten, Rohkost und Ballaststoffen zu Problemen führt. Um diese Ernährungsfragen im Therapieverlauf zu klären, ist eine individuelle Patientenbetreuung, z. B. in Ihrer Apotheke, vorteilhaft, die von qualifizierten Apothekern therapiebegleitend geleistet werden kann.

Ernährung und Therapie - Welche Abhängigkeiten sollten beachtet werden?

Wechselwirkungen können nicht nur zwischen verschiedenen Arzneimitteln sondern auch mit Nahrungsergänzungsmitteln und der Nahrung selbst auftreten. Davon sind vor allem die oralen Zytostatika betroffen. In diesen Fällen kommt es zu gesteigerten Nebenwirkungen oder zu einem Therapieversagen durch erhebliche Wirkungsverluste.

Für Krebspatienten wird eine ausgewogene Ernährung empfohlen, wenig verarbeitete Lebensmittel, viel frisches Obst- und Gemüse, sekundäre Pflanzenstoffe, vitamin- und eiweißreich, keine Einnahme von Vitaminen und Spurenelementen oberhalb der empfohlenen Tagesdosis, außer auf ärztliche Verordnung.

Der Patient sollte in erster Linie essen, was ihm gut tut und was im Therapie-Alltag realisierbar ist. Bei speziellen Nebenwirkungen wie verletzten Schleimhäuten, empfiehlt sich ein Verzicht auf säurehaltige, heiße oder scharfe Lebensmittel. Bei Durchfällen sollte auf Schonkost geachtet werden. Achtung bei dem Verzehr von Grapefruits: Hier kann durch Hemmung von Enzymen die Therapie erheblich gestört werden.

Einige Lebensmittel & Maßnahmen mit antikarzinogener Wirkung im Überblick

  • Abwechslungsreicher Speiseplan mit Obst und Gemüse, Milchprodukten, Eiern, magerem Fleisch und Fisch
  • Sekundäre Pflanzenstoffe – Polyphenole
  • Rapsöl, Leinöl, Walnussöl (Omega-3 Fettsäuren)
  • „Mediterrane Ernährung“
  • Vitamin D Vitaminstatus (Blutspiegel) beim Arzt anfragen und „ausgleichen“
  • Selen
  • Bewegung
  • Übergewicht vermeiden
  • Alkohol und Nikotin vermeiden
  • Rotes Fleisch und gepökelte Nahrungsmittel in Maßen

Mikronährstoffe – Welche Nahrungsergänzungen können helfen?

Die zahlreichen Versprechungen zu antikarzinogenen Nahrungsergänzungsmitteln sind vor allem im Therapieverlauf sorgfältig zu prüfen, da sie die Wirkung eingesetzter Zytostatika beeinflussen können.

Deshalb ist es besonders wichtig zu beurteilen, welche Nahrungsergänzung im Therapieverlauf erlaubt sind und welche Substanzen in der Nachsorge helfen können. Hier kann die Kompetenzapotheke dem Patienten beratend zur Seite stehen.

Wie die schulmedizinische Krebstherapie durch komplementäre Maßnahmen zu ergänzen und wovon abzuraten ist, kann nur im Blick auf die individuelle Therapiesituation jedes einzelnen Patienten beurteilt werden.

So kann es z. B. mit Johanniskrautpräparaten, Haut/Haar- und Nagelvitaminen oder grünem Tee unter bestimmten Therapien zu Wechselwirkungen und erhöhten Toxizitäten kommen.

In einigen Fällen können auch hoch dosierte Antioxidantien (Vitamin C, E oder Beta-Carotin) den Therapieverlauf stören.

Andererseits gibt es Chemotherapien, die bei bestimmten Mikronährstoffen zu Mangelzuständen führen können. Diese müssen ärztlich diagnostiziert und mit geeigneten Präparaten substituiert werden.

Apotheker mit speziellen Qualifikationen können – in Absprache mit dem behandelnden Onkologen – Krebspatienten in diesen Fragestellungen beratend begleiten.

Ist die Behandlung abgeschlossen, beschäftigen sich viele Patienten mit dem Thema der Nachsorge. Hier kann zum Beispiel eine Darmsanierung die therapiebedingten Entzündungen der Darmschleimhaut regenerieren, die Barrierefunktion wiederherstellen und das Immunsystem stärken. Auch hier bedarf es einer patientenindividuellen Begleitung, da die Probiotika sorgfältig aufeinander abgestimmt werden müssen.

Gefährliche Ernährungstrends: Versprechungen vs. gesicherte Erkenntnisse

Die Wirkung von Krebsdiäten, in denen z. B. auf Glucose komplett verzichtet wird oder in denen die alleinige Einnahme von Gemüsesaft oder Aprikosenkernen propagiert wird, ist nicht in wissenschaftlich kontrollierten Studien belegt. Es existieren lediglich Fallberichte oder Fallserien, die über die vermeintliche Wirkung berichten. Dem gegenüber steht die Gefahr des weiteren Gewichtsverlustes, der Dehydrierung bzw. Intoxikation, welches nicht nur die Lebensqualität sondern auch das Gesamtbefinden und die Teilnahme an weiteren therapeutischen Maßnahmen stark einschränkt.

Stellungnahme zur ketogenen und kohlenhydratarmen Diät

Experten der Arbeitsgemeinschaft PRiO der Deutschen Krebsgesellschaft nehmen dazu folgendermaßen Stellung:

  1. Zum jetzigen Zeitpunkt liegt keine wissenschaftliche Untersuchung vor, die belegt, dass eine derartige Kostform Wachstum und Metastasierung eines Tumors beim Menschen verhindern bzw. zurückdrängen kann.
  2. Zum jetzigen Zeitpunkt liegt auch keine wissenschaftliche Untersuchung vor, die beweist, dass eine derartige Kostform die Wirksamkeit einer Chemo- und/oder Strahlentherapie verbessert.
  3. Zum jetzigen Zeitpunkt liegt des Weiteren keine wissenschaftliche Untersuchung vor, die beweist, dass die Verträglichkeit einer Chemotherapie beim Menschen durch diese Kostform verbessert wird.

Ernährung bei Krebs – Wer kann seriös beraten?

  • Ärzte, vor allem behandelnde Onkologen
  • Apotheker mit Zusatzqualifikationen in Ernährung und Onkologie
  • Ernährungsfachkräfte
  • Krebsberatungsstellen, die vom Krebsinformationsdienst des deutschen Krebsforschungszentrums akkreditiert sind
  • Informationen auf seriösen Internetportalen

Wie kann ich mich selbst fundiert und sicher weiterbilden?

Nachfolgend haben wir Ihnen einige Links zu seriösen Quellen zusammengestellt, damit Sie sich zum Thema Ernährung bei Krebs tiefergehend informieren können:

Buchempfehlungen:

  • Krebszellen mögen keine Himbeeren. Nahrungsmittel gegen Krebs – von Prof. Dr. med. Richard Béliveau (Autor), Dr. med. Denis Gingras (Autor), Hanna van Laak (Übersetzer)
  • Diagnose Krebs ... was mir jetzt hilft: Komplementäre Therapien sinnvoll nutzen – von Dr. med Jutta Hübner

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Beitrag einen wertvollen Einstieg in den Bereich Ernährung bei Krebs gegeben zu haben. Nutzen Sie insbesondere die genannten Links und Bücher, um sich weiter zu bilden. So können Sie Behandlung und Verlauf einer Krebserkrankung bestmöglich unterstützen. Bei allem Eifer möchten wir Sie jedoch darauf hinweisen, sich auf jeden Fall hinsichtlich der Durchführung von Maßnahmen und Änderung in der Ernährung bei Krebs mit Ihrem behandelnden Arzt abzustimmen.