Spitzensport trifft Spitzenversorgung

Thomas Schmidberger zu Gast in der HZA

Thomas Schmidberger hat mit Leidenschaft, Willenskraft und Disziplin eine beeindruckende Karriere im Para-Sport aufgebaut: Er hat unzählige Medaillen gewonnen – unter anderem mehrfach Bronze und Silber bei den Paralympischen Spielen. Auf dem Spielfeld kennt man ihn als Kämpfer und Ausnahmetalent, doch an diesem Tag nimmt der Tischtennisspieler eine andere Rolle ein: Er ist zu Gast hinter den Kulissen bei uns in der Hohenzollern Apotheke in Münster. Bei seinem Besuch zeigen wir ihm Bereiche, die Patient:innen sonst nicht zu Gesicht bekommen.

Wir begrüßen Thomas Schmidberger in der Verwaltung, in der neben der Geschäftsführung auch das Marketingteam, die Buchhaltung & Verwaltung, das Projektmanagement, die Personalabteilung sowie das Team Betreuung Fachkreise & Geschäftskunden ihre Büros haben. Von dort aus startet anschließend unsere kleine HZA-Reise durch die verschiedenen Spezialversorgungsbereiche der Apotheke, die in vier Gebäuden entlang des Hohenzollernrings angesiedelt sind.

Mit Paralympics-Star Thomas Schmidberger hinter den Kulissen der Hohenzollern Apotheke

Information

Querschnittslähmung und neurogene Blase

Viele Menschen mit einer Querschnittslähmung oder anderen neurologischen Erkrankungen entwickeln eine sogenannte neurogene Blasenfunktionsstörung. Dabei sind die Nervenbahnen, die für die Blasensteuerung zuständig sind, beeinträchtig. Entscheidend sind Höhe und Ausmaß der Rückenmarksverletzung. 

Mit einer neurogenen Blase steigt langfristig das Risiko für Harnwegsinfekte, Nierenschäden und Inkontinenz. Deshalb ist es wichtig, dass eine neurogene Blasenfunktionsstörung behandlet wird. 

Mehr über die Erkrankung erfahren Sie hier

In unserem Kompetenzzentrum Blase & Darm haben wir uns auf die Betreuung und Versorgung von Patient:innen mit neurogener Blase spezialisiert. 

Als Erstes besuchen wir mit unserem Gast den Bereich Homecare, zu dem auch unser Kompetenzzentrum Blase & Darm gehört. Hier lernt Thomas Schmidberger endlich die Menschen persönlich kennen, die ihn seit Jahren zuverlässig mit Medikamenten versorgen und seine Ansprechpartner:innen in pharmazeutischen Fragen sind. Dabei bekommt der Spitzensportler auch einen Eindruck davon, wie viel Organisation und Logistik hinter der täglichen Versorgung von chronisch und teils schwer erkrankten Menschen steckt.

Nach einem kurzen Blick in die Apotheke geht es für unsere HZA-Reisegruppe in die Bereiche Seltene Erkrankungen (z.B. Hämophilie) sowie Heimversorgung und Verblisterung. Das Team erklärt Thomas Schmidberger unter anderem, wie die patientenindividuelle Verblisterung funktioniert, und macht auch deutlich: Diese Form der Medikamenteneinnahme ist hygienischer und sicherer als das händische Stellen von Tabletten. Das gilt sowohl für Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste als auch für private Patient:innen und deren Angehörige, die mit unserem Service Simpill® ebenfalls ihre Medikamente verblistern lassen können.

Besonders spannend wird es für den Sportler auch ein Haus weiter in der Sterilherstellung: Hier arbeiten Apotheker:innen und Pharmazeutisch-technische Assistent:innen im Reinraumlabor und stellen täglich hochspezialisierte, patientenindividuelle Arzneimittel her, z.B. Chemotherapien oder Infusionslösungen für die ambulante Patientenversorgung.

Die Bedingungen, unter denen das Team der Sterilherstellung jeden Tag mit Engagement und Know-How im Einsatz ist, sind besonders: Im Reinraum gelten strenge Hygieneregeln. Die Mitarbeiter:innen werden über ein mehrstufiges Verfahren in den Reinraum eingeschleust und müssen hierfür unter anderem einmal komplett die Kleidung wechseln. Zwischendurch eine Kleinigkeit essen oder auf die Toilette gehen? Das geht erst wieder in der Mittagspause. In den beiden Reinraumlaboren wird im Tandem im Vier-Augen-Prinzip gearbeitet. Der Rest des Teams koordiniert von außen die Herstellung und kümmert sich um die anschließende Belieferung der Patient:innen.

Mehr Gemeinsamkeiten als gedacht

Nach unserer kleinen HZA-Reise geht es zurück in die Verwaltung. Dort nutzen wir die Gelegenheit seines Besuchs, um Thomas Schmidberger unsere Fragen zu seinen sportlichen Anfängen, seinen Erlebnissen bei den Paralympics in Paris im vergangenen Jahr und zu den Vorbereitungen auf die nächsten großen Turniere zu stellen. Schnell wird klar: Der Unterschied zwischen Spitzensport und Spitzenversorgung ist nicht groß – beide erfordern Disziplin, Vertrauen und ein starkes Team im Hintergrund.

Während unseres Rundgangs zeigte sich Thomas Schmidberger immer wieder beeindruckt: von der Größe unserer Apotheke, den vielen Spezialversorgungsbereichen und unserem breit aufgestellten Know-how. Doch auch wir sind tief beeindruckt – nicht nur von seiner sportlichen Karriere, sondern vor allem von Thomas Schmidberger als Mensch.

Die Antworten, die er uns auf unsere Fragen gegeben hat, möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Deshalb gibt es hier das ganze Interview:

Im Gespräch mit Paralympics-Star Tom Schmidberger

Über Sport, Motivation und den Traum von Gold

Du hast zahlreiche Medaillen gewonnen, bist mehrfach ausgezeichnet worden und hast bisher eine wirklich beeindruckende Karriere hingelegt. Jetzt möchten wir natürlich wissen: Wie hat sich das entwickelt? Wann hast du deine Leidenschaft für Tischtennis entdeckt - beziehungsweise seit wann spielst du?

Seit ich 10 Jahre alt bin. Auf dem Schulhof stand damals eine Tischtennisplatte, und da haben meine Freunde ich ein bisschen gespielt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir von meinen Eltern zu Weihnachten eine eigene Platte gewünscht habe. Danach habe ich zuerst immer mit meinem Vater im Keller gespielt. Dann hatte ich Glück, dass es in der Nähe einen Verein gab, der Para-Tischtennis angeboten hat und ich dort spielen konnte.

Hast du auch andere Para-Sportarten ausprobiert?

Ja, Basketball und Skifahren. Das hat mir nicht so viel Spaß gemacht und deswegen habe ich es nicht weiterverfolgt.

Wann hast du gemerkt, dass du Talent hast und sportlich Erfolg haben kannst?

Das merkt man selbst eigentlich gar nicht so. Das ist eher etwas, was die Menschen in meinem Umfeld festgestellt haben. Und dann hatte ich Glück, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort gespielt habe und von den richtigen Leuten gesehen wurde.

Wie war es für dich, als du das erste Mal für die Nationalmannschaft nominiert wurdest?

Ehrlich gesagt fand ich es erst mal doof. Genau in der Zeit bin ich 18 Jahre alt geworden und hätte gerne mit meinen Freunden gefeiert – so wie alle anderen. Aber es war WM (Weltmeisterschaft) und ich habe meinen 18. Geburtstag dann eben ohne meine Freunde in einer Turnhalle in Südkorea verbracht. Aber ich habe das natürlich auch gerne gemacht und es war eine große Ehre für mich.

Zwei Jahre später ging es für dich das erste Mal zu den Paralympics. Mit welchem Gefühl bist du dorthin gereist?

Das war London 2012. Mir wurde gesagt: „Okay, du fährst dahin, sammelst erste Erfahrungen und schaust mal, wie es so ist.“ Mit dem Gefühl bin ich dann nach England gereist. Niemand hat damals erwartet, dass ich von meinen ersten Paralympics eine Medaille mit nach Hause bringen würde, und dann waren es gleich zwei: Einmal Bronze und einmal Silber. Damals war ich 21 Jahre alt und habe nebenbei auch noch mein Abitur gemacht.

Die Paralympics in Paris letztes Jahr waren nach London 2012, Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2020/2021 deine vierten paralympischen Spiele. Du bist sowohl im Einzel als auch im Doppel mit deinem Mannschaftskollegen ins Finale eingezogen. Wie aufgeregt warst du vor dem Turnier und vor dem Finale?

Gar nicht so sehr. Vor dem Spiel hat man seine Routine, einen festen Ablauf, den man durchspielt. Man ist so im Tunnel, dass man für Aufregung gar nicht die Zeit oder Energie hat. Ich bin bei Turnieren generell sehr fokussiert. Viele Abläufe, wie sie zum Beispiel bei den Paralympics laufen, üben wir ja schon 2-3 Jahre vorher. Wir fahren vorher zu den Sportstätten, schauen uns dort um, gewöhnen uns an die Umgebung und die Wege. Das hilft sehr dabei den Fokus nicht zu verlieren.

Was für sportliche Ziele hast du noch?

Ganz klar: Paralympisches Gold. Ich bin jetzt 33. Die Paralympischen Spiele in Los Angeles 2028 werden wahrscheinlich meine letzten sein und da möchte ich Gold holen!

Wie sieht die Vorbereitung aus und wie oft möchte man da einfach alles hinschmeißen und sagen „jetzt habe ich keinen Bock mehr“?

(lacht) Einmal in der Woche. Man möchte schon sehr oft hinschmeißen und hat keine Lust mehr. Aber an solchen Tagen hilft mir einfach meine große Leidenschaft für den Sport. Das ist ein bisschen wie eine Sucht. Nach den Paralympics in Paris hatten wir drei Monate eine Trainingspause. Am Anfang war das irgendwie cool, aber irgendwann wurde es schwer, sich an diese Pause zu halten und nicht zu trainieren. Da bin ich dann auch nervös, unruhig und ungeduldig geworden. Aber genau das ist auch das Ziel von einer Pause: Die Motivation steigt, wieder einzusteigen. Und wenn man dann wieder trainiert hat, will man direkt auch wieder einen Wettkampf spielen. Und wenn man dann einen Wettkampf gespielt hat, will man auch wieder ein großes Turnier spielen. Das ist es dann auch, was einen immer wieder die Motivation finden lässt.

Information

Fertigspritzen sind vorgefüllte Spritzen, die in der Regel bereits die richtige Menge eines Arzneimittels enthalten und direkt zur Anwendung vorbereitet sind. Sie haben die Vorteil, dass sie einfach in der Handhabung, sicher und hygienisch sind.

Bei Erkrankungen wie der neurogenen Blase (z.B. nach Rückenmarksverletzungen, Multipler Sklerose oder anderen neurologischen Erkrankungen) werden bestimmte Medikamente eingesetzt, die mit einer Fertigspritze über einen Blasenkatheter direkt in die Blase instilliert werden. 

Sichere Versorgung durch die Hohenzollern Apotheke

Du wirst von unseren Expert:innen im Kompetenzzentrum Blase & Darm der Hohenzollern Apotheke betreut und versorgt. Wie bist du zu uns gekommen?

Meine alte Apotheke hatte während der Coronazeit Lieferschwierigkeiten und konnte mich nicht mehr versorgen. Ich habe damals aufgrund der fehlenden Versorgung bereits mit einem Harnwegsinfekt im Krankenhaus gelegen und musste mich daher nach einer neuen Apotheke umsehen. Über das Internet fand ich eine Liste mit 30 Apotheken in Deutschland. Die ersten 29 konnten mich nicht versorgen. Die Hohenzollern Apotheke in Münster war die letzte Apotheke auf meiner Liste - und schließlich die Einzige, die meine Fertigspritzen herstellen konnte. Da ich bei euch dann so zufrieden war, bin ich auch bei euch geblieben.

Wie erlebst du die Betreuung durch unser Kompetenzzentrum Blase & Darm?

Super! Ich habe persönliche Ansprechpartnerinnen, die mich und meine Situation kennen. Da kann ich mich auch kurzfristig melden und mir wird geholfen – auch, wenn ich mal spät dran bin mit einer Bestellung. Das Team reagiert immer schnell und verständnisvoll.

Wie gehst du damit um, wenn du mal kurzfristig Medikamente oder Material benötigst?

Eigentlich versucht man solche Situationen zu vermeiden und ich muss da auch immer vorbereitet sein, deshalb plane ich vorausschauend. Aber: Falls doch mal etwas fehlt, weiß ich, dass ich das Team der Hohenzollern Apotheke erreichen kann und ihr dann versucht alles möglich zu machen.

Einmal habe ich zum Beispiel beim Nachsehen festgestellt, dass sich mein Vorrat an Fertigspritzen dem Ende neigte, und es für das Wochenende knapp werden könnte. Ich habe sofort eine E-Mail geschrieben und bereits am nächsten Tag eine kleine Übergangsmenge geliefert bekommen. Kurz darauf folgte eine zweite Lieferung mit den restlichen Packungen. Die Versorgung ist einfach zuverlässig und sicher.

Welche Rolle spielen für dich feste Ansprechpartner:innen in der Apotheke?

Eine sehr große. Es ist sehr komfortabel, wenn man einfach weiß, von dem man versorgt wird, und welche Gesichter dahinterstehen. Vor allem auch zu wissen, dass das Team mich kennt, meine spezielle Situation als Sportler kennt und dann auch für mich da ist.

Du hast letztes Jahr auch die Umstellung von den individuell hergestellten Fertigspritzen zum Fertigarzneimittel mitgemacht. Wie hast du die Umstellung erlebt und wie kommst du mit deinen Fertigspritzen zurecht?

Die Umstellung erfolgte im August – kurz vor dem Paralympics. Ich wurde dabei vom Team der Hohenzollern Apotheke super betreut, aufgeklärt und versorgt. Es hat also alles gut geklappt. Anfangs habe ich immer zwei Spritzen verwendet, die ich abgeklemmt habe. Nach Rücksprache mit meiner Urologin konnte ich auf eine Einzelspritze umstellen, was problemlos geklappt hat. Zwischenzeitlich habe ich auch versucht, auf Tabletten umzusteigen, doch das kam für mich aufgrund der Nebenwirkungen nicht in Frage.

Mit den Fertigspritzen komme ich auf jeden Fall gut zurecht. Ich habe sie immer dabei. Es gibt vom Hersteller extra eine kleine Hartschalentasche, die sich perfekt für Aufbewahrung und Transport eignet. Davon habe ich inzwischen sogar mehrere: eine im Auto, eine im Rollstuhl und eine im Spint im Trainingszentrum.

Gibt es etwas, auf das du beim Reisen achtest und wie behältst du vor allem bei Wettkämpfen den Überblick über deine Medikation?

Ganz einfach: Zählen und dann immer etwas mehr einpacken. Ich habe auch immer Katheter und Medikamente für 2-3 Tage im Handgepäck, damit ich im Notfall versorgt bin, falls mein Gepäck verloren geht oder verspätet ankommt. Reisen klappt gut – auch mit den vielen Fertigspritzen. In der Regel habe ich dafür 1-2 zusätzliche Taschen, die ich natürlich anmelden muss. Man wird dabei vieleicht hin und wieder fragend angesehen, aber es funktioniert alles problemlos.

Wenn du einen Wunsch bei uns frei hättest, was würdest du dir wünschen?

Nichts. Ich bin wunschlos glücklich. Und freue mich immer über die Gummibärchen (lacht). Dass ich euch heute besuchen durfte und hinter die Kulissen schauen konnte, hat mich richtig gefreut.

Was hat dir bei deinem Blick hinter die Kulissen der Hohenzollern Apotheke besonders gefallen, was hat dich vielleicht überrascht und was fandest du besonders spannend?

Auf jeden Fall die Größe der Apotheke, die Professionalität und vor allem die Sterilherstellung. Die Hygienebedingungen, die es dort gibt und wie die Mitarbeiter:innen dort eingeschleust werden und arbeiten. Das fand ich richtig spannend zu sehen und das hat mich auch sehr beeindruckt.

Welche Erwartungen hattest du an den Besuch bei uns und wie ist dein Eindruck jetzt?

Ehrlich gesagt hatte ich keine Erwartungen und war dann sehr beeindruckt. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt, und ich würde sagen: Demnächst besucht ihr mich auch mal im Trainingszentrum! Ihr seid herzlich eingeladen.

Vielen Dank für deinen Besuch und für die Einladung, die wir sehr gerne annehmen!

Mehr zu unserem Kompetenzzentrum Blase & Darm

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